Debattenbeitrag: Haben Männerbünde Zukunft? – Ja!

Wurde früher im Verbindungswesen um den konfessionellen Standpunkt gerungen, ist es heute die Geschlechterfrage, die kontrovers diskutiert wird. Viele Begründungen kommen eher plump daher – nach dem Motto: In gemischten Beziehungen gibt es ständig nur Beziehungsstress … Politisch sind Männerbünde als Karrierenetzwerke und Seilschaften in Verruf geraten, die ihren Mitgliedern ungerechtfertigte Vorteile verschaffen. Solche Vorstellungen überschätzen nicht nur den heutigen Einfluss studentischer Korporationen, sie werden auch deren Selbstverständnis nicht gerecht.

Korporierte Sozialdemokratie: Wesentliches zum Lassalle-Kreis

Seit seiner Gründung 2006 wuchs der Lassalle-Kreis kontinuierlich zu einem bundesweiten Netzwerk von sozialdemokratischen Genossinnen und Genossen, die zugleich Mitglieder in Studentenverbindungen sind. Der Kreis ist an allen großen Hochschulorten vertreten. Er vereint deutschlandweit Sozialdemokratinnen und -demokraten aus allen politischen Flügeln der SPD, darunter viele Juso-Mitglieder. Alle Verbindungstypen und Dachverbände sind in ihm vertreten, was ihn zu einem einzigartigen Gebilde in der deutschen Korporationswelt macht.

Zum Verhältnis von Sozialdemokratie und studentischen Verbindungen

Klischees bestimmen unser Denken. Voller Klischees und Vorurteile ist auch die Sicht der Gesellschaft auf das studentische Verbindungswesen. Fragt man einen Nichtakademiker, ob ihm der Begriff der Studentenverbindung etwas sage, wird er dies wohl bejahen. Gehört hat jeder davon. Fragt man dann, was eine Studentenverbindung nach seinen Vorstellungen ausmacht, dann wird er wohl erstens Alkohol, zweitens vielleicht Fechten und sodann das Kontakteknüpfen nennen. Es kommt hin und wieder auch vor, dass der Begriff „Verbindung“ im Sinne von Karrierenetzwerk verstanden wird - nach dem Motto „über gute Verbindungen verfügen“.

Vom AKSK zum Lassalle-Kreis

In der Frühzeit der Sozialdemokratie bestand kein Widerspruch zwischen Parteimitgliedschaft und Korporationszugehörigkeit. Ferdinand Lassalle, Wilhelm Eichhoff und Wilhelm Liebknecht seien als Beispiele genannt. Während bis zum Ende des Kaiserreiches Doppelmitgliedschaften nicht ungewöhnlich waren, veränderte sich mit dem Jahr 1918 die Ausrichtung vieler Verbindungen. Doppelmitgliedschaften wurden weniger, standen aber bis Anfang der 50er Jahre nie ernsthaft zur Debatte.

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