Zwölfter Brief

Lieber Florian,

vielen Dank für Deine Antwort.

Ja, Parteien dürfen in den gesellschaftlichen Bereich hineinwirken – keine Frage. Nur sind sie selbst Teil des gesellschaftlichen Bereiches. Meine Schwierigkeiten habe ich damit, wenn Parteien versuchen, den gesellschaftlichen Bereich zu steuern – im Sinne politischer Einheitskonzepte. Sozialer Wohnungsbau ja, solange es auch privaten Wohnungsbau gibt. Kostenfreie Bildung ja, solange es auch Privatschulen gibt. Frauenwahlrecht und Minderheitenschutz liegen für mich auf einer anderen Ebene: Hier geht es um formale Regelungen, die wichtig sind – allerdings muss auch beim Minderheitenschutz die Unterscheidung zwischen Toleranz und Akzeptanz gewahrt bleiben. Wir haben Vereinsgründungsfreiheit – das genügt. Hier bin ich dann tatsächlich ausgesprochen liberal – aber eine Volkspartei hat eben immer breite Flügel in verschiedene Richtungen.

Es geht nicht um das Zusammenspiel von Freiheit und Gerechtigkeit oder Gleichheit und Gerechtigkeit, sondern um das Zusammenspiel von Freiheit und Gleichheit – und das ist im gegenwärtigen politischen Diskurs meiner Meinung nach aus dem Gleichgewicht geraten, auch in der SPD. Ich stehe hinter dem Demokratischen Sozialismus – aber dieser hat sich immer dadurch ausgezeichnet, dass er Freiheit höher gewichtet hat als totalitäre, kommunistische oder andere Sozialismen am linken Rand.

 

Herzliche, farbenbrüderliche und solidarische Grüße

Dein Axel Bernd Z! Z!