Das Kaiserreich ab 1871 initiierte neue Verbindungsstiftungen an allen deutschen Hochschulen. Diese neuen Korporationen waren eher christlich und der Monarchie treu, weniger revolutionär. Kaisertreue war wichtiger als die Überwindung innerdeutscher Grenzen. Somit waren die Soziale Frage und auch das Allgemeine Wahlrecht keine Themen in den Verbindungen. Die SPD hatte nach der Aufhebung der Sozialistengesetze im Jahr 1890 kaum gemeinsame Ziele mit den damaligen Studentenverbindungen. Der Zuwachs an SPD-Mitgliedern aus bildungsfernen Schichten und ihr Erstarken bei den Wahlen bis zum Ersten Weltkrieg beunruhigte das akademische Milieu, so dass die SPD als Bedrohung für das Bürgertum wahrgenommen wurde.
Berlins ehemaligen Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter (1889-1953) kann man als Vorboten einer wachsenden Entfremdung von Korporationswesen und Sozialdemokratie sehen[1]. Reuter war seit 1907 zunächst Mitglied der Schwarzburgverbindung Frankonia Marburg und seit 1909 auch der SBV Herminonia München. In seiner Studentenzeit vertiefte er sich in Fragen zum Sozialismus. Diese Aktivitäten und seine Interessen stießen bei seinen Bundesbrüdern oft auf Unverständnis – sein Verbindungsleben litt darunter, schließlich verließ er seine Verbindung ganz. 1912 wurde Reuter in Bielefeld Mitglied der SPD.
Das Auseinanderdriften der Korporationswelt und der Sozialdemokratie verstärkte sich nach dem ersten Weltkrieg. In den unmittelbaren Nachkriegsjahren standen sich mitunter Verbindungsstudenten, in Freikorps organisiert, und SPD-Mitglieder auf den Straßen feindlich gegenüber.[2] An den Hochschulen der Weimarer Republik bildeten sich Sozialistische Studentengruppen, die Studentenverbindungen kritisierten. Sozialdemokraten und Verbindungsstudenten waren immer seltener in gleichen Gruppen organisiert. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold bildete hier eine Ausnahme, in ihm waren einige Verbindungsstudenten Mitglied, u.a. Fritz Bauer, Carl von Brandenstein und Hans Venedey.
Im Nachkriegsdeutschland wurde die Forderung nach einem Ausschluss aller Verbindungsstudenten aus der SPD durch den SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) laut. Im Jahr 1954 beschloss daraufhin die SPD eine Unvereinbarkeit von Mitgliedern von Verbindungen, die über ihre Dachverbände Teil des CDK (Cartell-Verband Deutscher Korporationsverbände) waren. 1961 wurde dann der SDS selbst mit der SPD unvereinbar. Im Zuge des Wandels der SPD durch das Godesberger Programm wurde die allgemeine Unvereinbarkeit der Verbindungsstudenten 1967 aufgehoben. Dieser Beschluss gilt bis heute.
Mit der Linkswende der Jusos 1969 wurde die Forderung nach einer Unvereinbarkeit des Verbindungswesens und SPD des Öfteren formuliert. Es dauerte mehr als 35 Jahre, bis diese Antragsarbeit Konsequenzen hatte. Seit 2006 ist eine SPD-Zugehörigkeit für Mitglieder von Bünden der Burschenschaftlichen Gemeinschaft, einer Gruppe innerhalb des Dachverbands Deutsche Burschenschaft, nicht mehr möglich. Mitte des Jahres 2014 wurde dieser Beschluss erweitert.