Themen & Diskussionen

Der Lassalle-Kreis ist offen für eine Diskussion über seinen Zweck, sein Wirken und seine Ziele. Mit Unterstützern, Interessenten und Kritikern setzt er sich offen über die eigene Ausrichtung auseinander und hat den Anspruch an sich selbst, sich in kritischer Selbstreflexion zu hinterfragen.

Diskussion im Lassalle-Kreis

Die Rubrik "Themen & Diskussion" spiegelt zentrale Themen und Fragen des Lassalle-Kreises wider, bei denen wir uns Kommentare, Hinweise oder Kritik von Ihnen/Euch erhoffen:

Vereinbarkeit

Für den Lassalle-Kreis ist die Mitgliedschaft in einer Korporation und in der SPD nicht nur verpflichtend für die Aufnahme, sondern prägend für seine Arbeit und sein Wirken. 

Eine dauerhafte Entfremdung von Sozialdemokraten und Korporierten ist allein schon deswegen inakzeptabel, weil beide wesentliche Grundwerte teilen:

Studentenverbindungen sind Lehrstuben der Debatte und Diskussionskultur:
Gerade die Convente (der aktiven Studentinnen und Studenten) können als Lehrstuben für Basisdemokratie dienen. Dies gilt nicht zuletzt dank des Rotationsprinzips (jedes Semester werden alle Ämter neu gewählt) und der Verpflichtung aller, bei Bedarf selbst Amtsverantwortung zu übernehmen.

Engagement für Gemeinwesen: Korporationen und die Sozialdemokratie eint die Überzeugung, dass persönliches Engagement für ein demokratisches Gemeinwesen eine wesentliche Grundlage für eine funktionierende solidarische Gesellschaft ist. Während die SPD für dieses Engagement auf der politischen Ebene kämpft, wird es in Verbindungen seit vielen Jahrzehnten im Freundeskreis gelernt und gelebt.

Soziale Verantwortung: Führungspositionen in Wirtschaft und Gesellschaft dürfen nicht der eigenen Bereicherung dienen. Sie können nur ausgefüllt werden, wenn sie in moralischer und gesellschaftlicher Verantwortung ausgeübt werden. Dies setzt insbesondere voraus, dass der Verteidigung der individuellen Freiheit und der Würde des Menschen höchster Stellenwert eingeräumt wird.

Praktizierte Solidarität: In den Korporationen wird eine generationenübergreifende Solidarität gepflegt: Wie der Staat das Studium durch Bafög und Zuschusse für Hochschulen unterstützt, unterstützen in Verbindungen berufstätige Mitglieder die studierenden Aktiven. Verbindungen leben einen Generationsvertrag mit Erfolg vor.

Bedeutung umfassender Bildung: Verbindungsstudenten und Sozialdemokratie eint die Überzeugung, dass Bildung ein wichtiges gesellschaftliches Gut ist, das sowohl eine freie, moderne und demokratische Gesellschaft fordert als auch ein hohes wirtschaftliches Wertschöpfungspotential sicherstellt. Bildung dient nicht nur der Faktenvermittlung, sondern auch der Entwicklung einer Persönlichkeit mit sozialen Kompetenzen, Engagement für den Mitmenschen und die Solidargemeinschaft.

Das in den Studentenverbindungen geltende Lebensbundprinzip (Mitgliedschaft vom Eintritt bis zum Ableben) ist für viele Genossen und ihre Parteimitgliedschaft ebenso wichtig. Gerne geben sie Ihre (politischen) Erfahrungen an Jüngere weiter.

Wie sehen Sie die Vereinbarkeit, diskutieren Sie mit!

Verbindungen und Rechtsradikalismus

Jedes Mitglied des Lassalle-Kreises ist zugleich Mitglied der SPD und teilt somit sozialdemokratische Grundüberzeugungen, wie z.B. Freiheit - Gerechtigkeit - Solidarität. Jedoch stellen Genossinnen und Genossen innerhalb der Verbindungsmitglieder nicht die Mehrheit, da aufgrund der Ursprünge der Korporationen eher noch das bürgerlich-konservative Milieu überwiegt.

Ferner ist es nicht von der Hand zu weisen, dass es innerhalb der weit über 1.000 Korporationen in Deutschland mit fast 100.000 Mitgliedern einzelne, wenige Mitglieder gibt, die dem Rechtsradikalismus, in Ausnahmefällen sogar dem -extremismus nahe stehen, bzw. als Verbindung eine solche Gesinnung nicht unterbinden. Hier leistet der Lassalle-Kreis, z.B. durch Gespräche und Vorträge, eine wertvolle Arbeit, um einem Ausbreiten von radikalem Denken innerhalb der Studierendenschaft vorzubeugen.

Wie bewerten Sie das Thema "Verbindungen und Rechtsradikalismus", kann der Lassalle-Kreis hier einen wichtigen Beitrag leisten? Bitte kommentieren Sie.

Vorab als weiterführender Einstieg in das Thema ein Essay unseres Mitglieds Prof. Dr. Günter Hennersdorf: Stehen Korporationen politisch rechts, und wenn ja - wie weit?

Weiterführende Links:

 

Kooperation mit den Jusos

Der Lassalle-Kreis sieht sich als natürlicher Ansprechpartner der Jusos zu Fragen über Korporationen. Gremien und Organisationseinheiten der Jusos stehen wir gerne in direkten und offenen Gesprächen zur Verfügung. Darüber hinaus will er der teils unzureichenden Informationslage über Korporationen innerhalb der Jusos entgegenwirken.

Viele Lassalleanerinnen und Lassalleaner sind Mitglied bei den Jusos und unterstützen die Jusos sowie die Juso-Hochschulgruppen in ihrer politischen Arbeit.

Wichtig ist der gemeinsame Kampf der Jusos und des Lassalle-Kreises gegen Rechtsradikalismus. Unserem Netzwerk liegt es am Herzen, die progressive Idee der studentischen Korporation durch Aufklärung innerhalb der korporativen Szene zu schützen. Warnungen vor einem Rechtsruck gilt es zu erkennen, rechtsextremistischem Handeln muss entschlossen begegnet werden.

Wie sehen Sie den Lassalle-Kreis innerhalb der Jusos, wie könnte eine Zusammenarbeit zwischen Jusos und Lassalle-Kreis aussehen? Diskutieren Sie mit!

Hochschulpolitik

"Forschung und Lehre gehören zusammen, ihre Einheit und ihre Freiheit müssen das Herz der Universität bleiben. Die Hochschulen sollen insgesamt das breite Spektrum von Lehre und Forschung anbieten. Sozial- und Geisteswissenschaften sind ebenso zu fördern wie Natur- und Technikwissenschaften."

Studentische Verbindungen bekennen sich zum Wissenschaftsprinzip. In der Geschichte waren die Korporationen wichtige Vorkämpfer für die Freiheit von Forschung und Lehre. Korporierten Sozialdemokraten liegen bildungs-, hochschul- und wissenschaftspolitische Fragen auch heute besonders am Herzen. Denn aus der Tradition unserer Partei wissen wir, wie wichtig Bildung für die soziale Teilhabe des Einzelnen, aber auch für den gesellschaftlichen Fortschritt ist.

Der Lassalle-Kreis bekennt sich zum Hamburger Grundsatzprogramm (link is external) der SPD:

"Der Staat hat dafür zu sorgen, dass alle den gleichen Zugang zu Bildung
haben, unabhängig von ihrer Herkunft. Jeder Mensch hat das Recht auf
einen gebührenfreien Bildungsweg von Krippe und Kindergarten bis zur
Hochschule."

"Wir wollen die Qualität von Lehre und Forschung an unseren Hochschulen
verbessern, mehr Studienplätze schaffen. Verantwortlich für die
Hochschulen ist und bleibt der Staat, er muss ihre Finanzierung sichern.
Dazu ist auch ein finanzieller Ausgleich zwischen den Bundesländern
nötig. Trotzdem sollen Hochschulen so weit wie möglich autonom sein.
Alle, die am Leben der Hochschule beteiligt sind, sollen mitbestimmen."

 

Die Mitglieder des Lassalle-Kreises machen sich hochschulpolitisch für die Belange von Studenten, Universitäten, Hochschulen und deren Mitarbeitern stark. Der Lassalle-Kreis sucht nicht zuletzt den Dialog mit Juso-Hochschulgruppen, SPD-Kreisverbänden und -Ortsvereinen in den Universitäts- und Hochschulstädten. Er versteht sich als ein wichtiges innerparteiliches wie zivilgesellschaftliches Bindeglied zwischen Sozialdemokratie und korporierter Akademikerschaft. Davon können beide Seiten profitieren: Die Anliegen von Studierenden und Universitäten brauchen eine starke Öffentlichkeit und müssen politisch diskutiert werden. Die Volkspartei SPD ist auf breiten Rückhalt unter den Studierenden und an den Universitäten angewiesen, wenn sie für ihre hochschulpolitischen Anliegen Mehrheiten gewinnen will.

Der Lassalle-Kreis wirbt für ein tolerantes Miteinander von SPD und Studentenverbindungen. Daher steht er auf Anfrage SPD-Gliederungen vor Ort mit Rat und Information über das Korporationswesen gern zur Seite. Anfragen bitte an info@lassalle-kreis.de (link sends e-mail).

Sozialpolitik

Das Gothaer Programm von 1875 ist inhaltlich knapp gefasst, den damaligen Erfordernissen entsprechend kämpferisch formuliert und in seinen Auswirkungen von unschätzbarer Bedeutung für die deutsche Sozialdemokratie. Gefordert wird darin u.a. die Allgemeine und gleiche Volkserziehung durch den Staat, unentgeltlicher Unterricht in allen Bildungsanstalten, einen den Gesellschaftsbedürfnissen entsprechenden Normalarbeitstag, das Verbot der Sonntagsarbeit, Schutzgesetze für Leben und Gesundheit der Arbeiter.

Zwischen diesen Forderungen und dem heutigen Tag liegen mittlerweile weit über 100 Jahre. Seitdem ist viel geschehen. Die Sozialdemokratie selbst hat sich inzwischen von einer Arbeiterbewegung zu einer Volkspartei entwickelt, die aus der politischen Landschaft nicht mehr wegzudenken ist. Mit Blick auf ihre Wurzeln macht die SPD in ihrem 2007 in Hamburg verabschiedeten Grundsatzprogramm unmissverständlich klar, dass sie sich nach wie vor der „Tradition des demokratischen Sozialismus“ verpflichtet fühlt. Und das tut sie nicht ohne Grund.

Die moderne Gesellschaft ist wesentlich ausdifferenzierter als noch vor 100 Jahren. Schlagworte wie Pluralismus und Individualisierung sind Ausdruck einer Unübersichtlichkeit, nicht selten einer Hilflosigkeit, mit der sich jeder Versuch einer gelungenen Sozialpolitik heute konfrontiert sieht. Die sich daraus ergebenden zahllosen Problemstellungen und Schwierigkeiten des politischen Tagesgeschäftes existieren aber nicht etwa deshalb weil sich die Probleme an sich verändert hätten. Es reicht ein allmorgendlicher Blick in die Zeitung um festzustellen, dass sich die Probleme, die bereits 1875 auf der Agenda der Sozialdemokratie standen, in vielen Variationen und jeden Tag aufs Neue wieder entdecken lassen. Sicherlich ist das Bekenntnis der SPD zu ihrer Tradition auch die Erkenntnis der nach wie vor bestehenden Notwendigkeit diese Probleme zu bewältigen.

Was gelebte Tradition bedeutet, weiß kaum jemand so gut wie Korporierte. Um fortbestehen zu können muss Weiterentwicklung und kritische Selbstreflexion stattfinden. Aber um sich nicht von dem fortzuentwickeln, auf das man sein Handeln gründet, muss das vernünftig passieren und darf keinesfalls das Ergebnis übereilter Reaktionen sein.

Vor diesem Hintergrund soll es im Lassalle-Kreis die Möglichkeit geben Aktuelles und Grundsätzliches zum Thema Sozialpolitik zu diskutieren und zu kommentieren.

Ist Lassalle noch aktuell?

Ferdinand LassalleZitiert man das Standardwerk "Die SPD - Biographie einer Partei" von Franz Walter, so sind die Seiten über Ferdinand Lassalle knapp bemessen. Er charakterisiert ihn als "einen Außenseiter im preußischen Bürgertum", der aber als "feuriger Redner und glänzender Essayist mit dem Talent zur Politik" bekannt war.

In der Tat sind das Eigenschaften, die wir - wenn überhaupt - häufiger noch im englischen politischen System wiederfinden, in Deutschland gibt es im politischen System keine Debattenkultur im Stile des britischen Unterhauses.

Hier kann der Lassalle-Kreis einen wichtigen Beitrag leisten. Convente in einer Studentenverbindungen sind eben diese "Trainingslager" der rhetorischen Streitkultur und des Austauschs von Argumenten, die später in der SPD und im öffentlichen politischen Raum für Authentizität und Durchsetzungsvermögen sorgen.

Lassalle galt nicht als Dogmatiker und Ideologe, er war ein Praktiker und politischer Stratege. Ihm war wichtig, dass der Arbeiter und die weniger gebildete Bevölkerungsschicht die politische Botschaft verstand: "Sie sind der Fels, auf welchem die Kirche der Gegenwart gebaut wird!" rief er den Arbeitern zu.

"Der Bahn, der kühnen, folgen wir, die uns geführt Lassalle", sang man noch in der Weimarer Republik. Diskutieren Sie mit uns: Brauchen wir eine bessere Debattenkultur im Bundestag, in der medialen Öffentlichkeit?