* 11. April 1825 in Breslau
† 31. Aug. 1864 Carouge/ Genf
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Die preußische Provinz Schlesien und insbesondere ihre Provinzial-Hauptstadt Breslau sind ein bemerkenswerter Ort deutscher Geschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, weil man hier wie unter einem Brennglas die kommenden sozialen Umwälzungen mit den Auswirkungen der sich beschleunigenden Industrialisierung beobachten kann. Heutzutage ist kaum bekannt, dass Breslau im Jahr 1840 Großstadt wurde und für einige Jahre zur drittgrößten Stadt in Deutschland aufrückte (nach Berlin und Hamburg). In den 40er Jahren galt Breslau wegen seiner großen sozialen Probleme als das Manchester Preußens, die starke Tuchindustrie Schlesiens mit ihren überwiegend in Heimarbeit beschäftigten Webern litt unter dem Preisverfall infolge der weiterhin bestehenden quasi-feudalen Strukturen und des Wettbewerbs mit den ersten (englischen) mechanischen Webstühlen. Der Breslauer Gerhart Hauptmann hat dem Elend der schlesischen Weber in seinem sozialen Drama Die Weber ein Denkmal gesetzt wie auch in anderer Form, aber nicht minder eindrucksvoll der Dichter Heinrich Heine in seinem Gedicht Die schlesischen Weber (veröffentlicht 1844 im Vorwärts[1]).
Der schlesische Weberaufstand war nicht der größte in Deutschland, aber er war der erste öffentlich gemachte Hungeraufstand und darf in einiger Hinsicht als Wegbereiter der 48er Revolution gelten. Zu diesen Wegbereitern gehörten auch viele der in Breslau an der Universität Viadrina (1811 von Frankfurt/Oder nach Breslau verlegt) beheimateten Burschenschafter, vorneweg der Sohn eines erbuntertänigen Bauern Wilhelm Wolff, der „Kasemattenwolff“ [2], wie Lassalle Waffenstudent. Wolff war wegen Zugehörigkeit zu den Breslauer Raczeks, Majestätsbeleidigung, Verletzung des Presserechtes etc. zu einer mehrjährigen Haft auf der Festung Silberberg verurteilt worden (wie auch sein Mitgefangener Fritz Reuter).
[1] Vorwärts. Pariser Deutsche Zeitschrift, hrsg. als Wochenzeitung von deutschen Emigranten, 1844-45, ab Juli 1844 unter Mitarbeit von Karl Marx; das Weberlied von H. Heine erschien am 10. Juni 1844.
[2] Franz Mehring zufolge war es Wolffs „Artikel über die Kasematten in Breslau, der seinem Verfasser den Beinamen ‚Kasematten-Wolff‘ verschaffte“ (Mehring, Einleitung zu: Gesammelte Schriften von Wilhelm Wolff, Berlin 1909, S. 6). Der Artikel „Die Kasematten“ erschien in der „Breslauer Zeitung“ vom 18. 11. 1842 und ist auf S. 33 – 37 der Gesammelten Schriften von Wolff abgedruckt.
Am 11. April 1825 wird Ferdinand Lassalle in Breslau als Sohn des Kaufmanns Heimann Lassal und seiner Ehefrau Rosalie, geb. Heizfeld, geboren. Er wird in einen weitgehend jüdischen Familienkreis hineingeboren, seine Eltern tendieren allerdings eher zur freisinnigen Variante des Reform-Judentums. In Preußen war indes nie die Emanzipation der Juden verwirklicht worden, und mit fortschreitender Reaktion wurde das Rad – gerade in Schlesien durch die Provinziallandtage – eher in ständische Zeiten der vornapoleonischen Zeit zurückgedreht. So war den Juden nach wie vor der Weg zu staatlichen Ämtern verwehrt, getreu Bismarcks Wort: „Ich gönne ihnen auch alle Rechte, nur nicht das, in einem christlichen Staate ein obrigkeitliches Amt zu bekleiden.“[3] Die Liberalen im Lande hingegen sahen in den Juden Weggefährten zur allgemeinen Emanzipation des Bürgers im Freiheitskampf gegen feudalistische und restaurative Tendenzen. Denn wie Karl Marx, Bruno Bauer resümierend, schrieb: „Solange der Staat christlich und der Jude jüdisch ist, sind beide ebenso wenig fähig, die Emanzipation zu verleihen als zu empfangen.“[4] Ferdinand Lassalle kannte übrigens beides, den Stolz auf seine Zugehörigkeit zum Judentum wie auch den Hass auf sein Jüdischsein.
In den Jahren 1835 bis 1840 besucht Ferdinand Lassalle bis zur Sekunda das reformierte Magdalenen-Gymnasium in Breslau, und ab dem 1. Januar 1840 ist seine Entwicklung gut dokumentiert: Er führt Tagebuch[5] bis in das Frühjahr 1841. Vieles von dem, was später über ihn geurteilt wird, findet sich auch jetzt schon. Als Schüler bis zu seiner Relegation im Mai 1840 und danach während seines Besuchs der Oeffentlichen Handelslehranstalt zu Leipzig zieht sich die immer gleiche Beurteilung seiner Lehrer wie ein roter Faden durch seine Zeugnisse: er sei laut bis vorlaut, besserwisserisch und streitsüchtig, ein miserabler Schüler. Zusammenfassend: ein Schüler, der Lehrer offenbar als natürliche Feinde betrachtet, sie mit seiner Neigung zur Spitzfindigkeit bis Rabulistik zur Weißglut zu bringen vermag und dabei niemals eine Gelegenheit auslässt, sie mit seinen früh erkennbaren Gaben einer brillanten Intelligenz und Rhetorik vorzuführen.
Trotz seiner alles in allem problematischen Schulzeit in Leipzig, seines zerrütteten Verhältnisses zum Rektor und zu Ende seiner Leipziger Zeit mit Arrest im März/April 1841 kann Ferdinand Lassalle seinen Vater von seinem Wunsch, ein Studium aufzunehmen, überzeugen. Er beschreibt diese Szene wie folgt:
„ Er fragte mich, was ich studiren wollte. ‚Das größte umfassendste Studium der Welt‘, entgegnete ich, ‚das Studium, das am engsten mit den heiligsten Interessen der Menschheit verknüpft ist: das Studium der Geschichte‘. […] Mein Vater fragte mich, warum ich nicht Medicin oder Jura studiren wollte. ‚Der Arzt, wie der Advokat‘, entgegnete ich, ‚sind Kaufleute, die mit ihrem Wissen Handel treiben. Oft auch der Gelehrte.‘ Ich wollte studiren der Sache, des Wirkens wegen.“[6]
Im August 1841 kehrt Lassalle in ein politisch verändertes Breslau zurück, um als Externer am Matthias-Gymnasium sein Abitur abzulegen. Nachdem dies zunächst verweigert wurde, erkämpfte Lassalle sich aufgrund einer Eingabe an den Kultusminister Eichhorn die Zulassung zum mündlichen Abitur. Das Abiturzeugnis wurde ihm allerdings vom zuständigen Schulrat wegen Unreife verweigert. In einer erneuten Eingabe beim Ministerium unterlag er, letztendlich und in einem neuerlichen Versuch erhielt er zu Ostern 1843 das Reifezeugnis und somit die Zulassung zur Universität Breslau. Schon während seiner Vorbereitung auf das Abitur kommt Lassalle in Kontakt mit den Junghegelianern, liest Lorenz von Steins Geschichte des französischen Sozialismus und Kommunismus und verfolgt die breite Diskussion in der Schlesischen Zeitung über die sozialen Zustände seiner Heimatprovinz. Es folgen die Aufnahme seines Studiums in Geschichte und Philosophie im WS 1843/44 und der Eintritt in die Breslauer Burschenschaft der Raczeks, die zu dieser Zeit wegen ihrer radikalen Tendenzen von der Obrigkeit misstrauisch überwacht wurde. In den Kränzchen der Raczeks beschäftigte man sich mit den Thesen Feuerbachs und mit den Theoretikern des Sozialismus und Kommunismus wie Saint-Simon, Fourier und anderen. In diese Zeit fallen auch seine ersten Beiträge für das vom Kränzchen der Burschenschaft herausgegebene Journal für moderne Philosophie. Das Studium selbst rückt zugunsten seiner vielfältigen Interessen und Aktivitäten immer mehr in den Hintergrund, an die Stelle des Besuches eines Kollegiums tritt das Selbststudium. In Bezug auf seine eigene Entwicklung ist Lassalle eher ein Suchender, am Anfang steht die Verehrung Heinrich Heines als seines politisch-philosophischen und schriftstellerischen Vorbilds. 1843 erklärt er zudem seinen Beitritt zum jüdischen Reformverein, von dem er sich allerding rasch wieder abwendet. Damit einher geht auch die Hinwendung zu zwei neuen Objekten seiner Sinnsuche: Heraklit und Hegel. Insgesamt darf man über Lassalles Studentenjahre in Breslau und anschließend Berlin (bis etwa 1846) sich wohl mit einigem Recht an die in burschenschaftlichen Liedern oft besungene goldene Akademia erinnert fühlen. Ziel seiner Studien ist wohl zunächst eine akademische Laufbahn, so plant er, Heraklit zum Thema einer Dissertation zu machen. Tatsächlich wird er die geplante Dissertation niemals abschließen, aber mit seinem Buch Die Philosophie Herakleitos des Dunklen von Ephesos[7] 1858 den lange gehegten Wunsch verwirklichen, „sich bei den Theoretikern der Nation in einigen Respekt zu setzen.“[8] 1845 folgte ein Besuch in Paris (Dezember 1845 bis Januar 1846), u. a. kam es dort auch zu einem Treffen mit Heinrich Heine, der ihn dem Dichter Herwegh mit den Worten vorstellte: „Je vous présente un nouveau Mirabeau“[9] – ein Vergleich, der dem aufstrebenden jungen Philosophen und Redner sicher gefallen hat. Ein Ergebnis seines Aufenthaltes war die Französisierung seines Namens in das ihm wohlklingendere Lassalle. In Paris traf er auch einen Vertreter des Wahren Sozialismus, den in Trier gebürtigen Karl Grün, der Lassalle mit dem früh-sozialistischen Ökonomen und Anarchisten Proudhon bekannt machte (La propriété, c'est le vol[10]).
[3] Am 15. Juni 1847 im preußischen Landtag. Wortlaut der Bismarck-Rede in: Bleich, E., Der Erste Vereinigte Landtag in Berlin, T. 4. Reprint der Ausg. Berlin 1847, Vaduz 1977, S. 1783.
[4] Marx, K., Zur Judenfrage, in: MEW, Bd. 1, S. 348. Marx bezieht sich auf Bauer, B., Die Judenfrage, Braunschweig 1843.
[5] Ferdinand Lassalles Tagebuch, hrsg. und mit einer Einleitung versehen von Paul Lindau, Breslau 1891.
[6] Tagebuch, S. 256f.
[7] Die Philosophie Herakleitos des Dunklen von Ephesos, Berlin 1858.
[8] Zit. nach Oncken, H., Lassalle, Zwischen Marx und Bismarck, Stuttgart u.a. 1966, S. 108.
[9] Zit. nach Oncken, aaO., S. 63.
[10] Das Eigentum ist Diebstahl (deutsche Fassung: Proudhon, P.-J., Was ist das Eigentum? Erste Denkschrift. Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft. Aus d. Franz. zum ersten Male vollst. übers. u. mit e. Vorw. von Alfons Fedor Cohn, Berlin 1896, S. 1 und öfter.)
Zurückgekehrt von seiner Reise nach Paris lernt Lassalle in Berlin Gräfin Sophie Hatzfeld kennen, die seinen weiteren Lebensweg begleiten und nachhaltig beeinflussen wird. Sie ist Angehörige der alten preußischen Oberschicht, zwanzig Jahre älter als der Student aus Berlin, und bemüht sich seit einiger Zeit verzweifelt um eine Scheidung sowie eine Regelung ihrer Vermögensansprüche. Der Kandidat der Philosophie Lassalle wird sich ihretwegen – zunächst unterstützt von seinen Freunden Oppenheim und Mendelssohn – in die Tiefen der Jurisprudenz einarbeiten und über acht Jahre den Hatzfeld-Prozess bis zum endgültigen Erfolg begleiten. Zum öffentlichen Skandal wird die Sache, als Oppenheim und Mendelssohn am 20. August 1846 eine Kassette mit Briefen des Grafen Hatzfeld bei dessen Mätresse entwenden. In der Folge wird Lassalle zunächst wegen des Verdachts auf Vernichtung von Beweismitteln im März 1847 in Untersuchungshaft genommen, jedoch am 4. Mai freigesprochen. Wegen des Verdachts auf intellektuelle Urheberschaft des Kassettendiebstahls wird er am 20.Februar 1848 ein weiteres Mal inhaftiert und am 11. August erneut freigesprochen.[11]
Auf Grund der Inhaftierung war sein Anteil an der 48er-Revolution entsprechend klein, es waren quasi Lehrjahre, die ihn u. a. nach Düsseldorf und somit in die Nähe von Karl Marx führten. Aber er hatte einen tiefen Einblick in die gesellschaftlichen Veränderungen und ihre Zusammensetzung genommen, denn zur großen Beunruhigung der Anhänger der Reaktion kamen die Protagonisten der demokratischen Bewegung aus vielen Schichten: ein liberales und selbstbewusster werdendes Bürgertum und die vielen, die durch Universität und Ideale der Burschenschaft geprägt waren. Aber es gehörten auch Teile der Beamtenschaft, der Administration und Vertreter der herrschenden Klassen dazu.
Nach der Niederschlagung der 48er Revolution und Auflösung der Paulskirchen-Versammlung mussten die wichtigsten Kräfte der Revolution emigrieren, während Lassalle in der Kernphase im Gefängnis einsaß und somit nicht wegen umstürzlerischer Tätigkeit belangt werden konnte. Kaum freigesprochen und aus der Haft entlassen, beteiligte er sich umgehend am revolutionären Prozess, in dessen Verlauf er sich zum erstenmal aktiv an die Arbeiter der rheinischen Industriegebiete wandte und zum bewaffneten Kampf aufrief, u. a. in der Neusser Rede vom 21. November.[12] Dies brachte ihm die erneute Verhaftung und Gefängnisaufenthalt ein, wobei ihm allerdings Briefverkehr und das Schreiben von Artikeln für die Neue Rheinische Zeitung gestattet wurde.
Mit der Niederschlagung der Märzrevolution in und durch Preußen setzten sich die Bemühungen der Reaktion fort, das Ancien Régime wieder umfassend einzusetzen, zumal das nach Olmütz[13] erstarkte Österreich – mit Russland im Rücken – weiterhin Hegemon im Deutschen Bund blieb und jeden Ansatz zu demokratischen Veränderungen ersticken half. In diese politische Realität kehrte Lassalle, aus dem Gefängnis entlassen, im Frühjahr 1851 zurück. In den Kommunistischen Bund war er jedoch trotz der Fürsprache Marx‘ nicht aufgenommen worden, zu sehr hatte sein Ruf in der Affäre Hatzfeld gelitten. Ähnlich wie bei Marx – mittlerweile in London ansässig – wechselte der Gegenstand seiner Hoffnungen im Hinblick auf die kommende Revolution beständig: Erst war es Frankreich, dann Italien, und irgendwann glaubte er aus dem Zerfall der Türkei Hoffnungen auf die Schwächung Österreichs ableiten zu können. Dann richtete sich sein Blick auf die Veränderungen aufgrund der Industrialisierung im Inland. Allerdings musste er erkennen, dass einmal vorhandene Organisationsstrukturen zerschlagen und die wichtigen Personen emigriert waren. Sein Verhältnis zu Marx trübte sich zunehmend ein, da Marx sich sehr abfällig über die Affären Lassalles mit der Gräfin Hatzfeld äußerte. Zudem lieh Marx im fernen London manchen aus Deutschland kommenden Intriganten sein Ohr, die Lassalle u. a. Veruntreuung etc. vorwarfen. Was Engels wiederum nach eigenem Bekenntnis nichts Neues war; dieser begleitete den Briefwechsel zwischen Marx und Lassalle häufig mit Kommentaren von hämisch bis geschmacklos und scheute sich dabei nicht, tief in die antisemitische Mottenkiste zu greifen.
Im August 1854 gab der entnervte Gatte der Gräfin Hatzfeld endlich auf, und es kam zu einer Teilung des beträchtlichen Vermögens, in dessen Gefolge die Gräfin ihrem erfolgreichen juristischen Beistand eine jährliche Rente in Höhe von 4.000 Talern[14] aussetzte; das entspricht einem Wert von etwa 90.000 € heute[15]. Diese vergleichsweise großzügige Dotation nutzte Lassalle zu weitergehenden wissenschaftlichen Studien und auch Reisen. Insbesondere das Buch Die Philosophie Herakleitos des Dunklen von Ephesos verschaffte ihm auf einen Schlag erhebliches wissenschaftliches Renommée und eröffnete ihm auch (wieder) den Zugang zum Kreis um Alexander von Humboldt und K. A. Varnhagen. Schließlich wurde er im November 1857 als Mitglied in die Philosophische Gesellschaft aufgenommen, obwohl er lebenslang über keinen akademischen Grad verfügte.
[13] Durch die „Olmützer Punktation“ von 1850 zwischen Österreich und Preußen wurde Österreichs Vorherrschaft im Deutschen Bund wiederhergestellt.
[14] Der preußische Begriff „Reichstaler“ wurde ab 1800 zum „Thaler“ verkürzt, ab 1857 in den Ländern des deutschen Zollvereins zum „Vereinstaler“ umbenannt und war bis 1907 gültig.
[15] Quelle: Währungs-Umrechner: http://fredriks.de/HVV/kaufkraft.htm#BSP1; demnach entspricht 1 Taler ≈ 3 Mark ≈ 24 € (1862).
Das Verhältnis von Lassalle zu Marx ist über die etwa fünfzehn Jahre des Kontaktes zu- und miteinander größeren Veränderungen unterworfen: Im Schüler/Lehrer-Verhältnis bzw. Artikel-Schreiber/Herausgeber-Verhältnis (Neue Rheinische Zeitung) entwickelte sich Lassalle zu einem ebenbürtigen Partner, der von dem sieben Jahre älteren häufig eifersüchtig beobachtet und beurteilt wurde, vor allem seit sich Lassalle auf das Gebiet der Ökonomie gewagt hatte, um sich dort auch zu profilieren. Dass sich Lassalle häufig für Marx einsetzte, so mehrfach mit finanzieller Hilfe und mit dem (fehlgeschlagenen) Versuch, den Staatenlosen wieder in Preußen einbürgern zu lassen, erzeugte in diesem offenbar kein Gefühl von Dankbarkeit.
Ende der 50er Jahre kam es endgültig zu politischen Differenzen, die sich an der Prophezeiung Lassalles entzündete: „So nützlich ein gegen den Willen des Volkes von der Regierung unternommener Krieg gegen Frankreich für unsere revolutionäre Entwicklung sein würde, so schädlich müsste ein von verblendeter Volkspopularität getragener Krieg auf unsere demokratische Entwicklung einwirken.“[16] Und wenig später: „Eine Besiegung Frankreichs wäre auf lange Zeit das konterrevolutionäre Ereignis par excellence. Noch immer steht es so, dass Frankreich, trotz aller Napoleons, Europa gegenüber die Revolution, Frankreichs Besiegung ihre Besiegung darstellt“.[17] Diese Prophezeiung wird dann Jahre nach seinem Tod im Duell eintreten und alle Schichten im nunmehr vereinigten Kaiserreich erfassen. Der Burschenschafter Lassalle wäre vielleicht erstaunt gewesen zu sehen, wie die ehedem radikal-demokratischen Burschenschaften innerhalb zweier Jahrzehnte zum saturierten nationalistischen, großdeutschen Verband mutierten, für den Freiheit im Wesentlichen nur noch Freiheit nach außen bedeutete.
Lassalle wies in dem eben zitierten Brief auf die „Franzosenfresserei“ und den „Franzosenhass“ hin, den die Zeitungen, „die nationale Ader anschlagend, ins Herz der untersten Volksklasse und der demokratischen Kreise zu gießen suchen, und leider mit Erfolg genug.“[18] Frankreich verkörperte für Lassalle die revolutionäre Tradition, und ein Sieg des reaktionären Preußen über Frankreich war für ihn gleichbedeutend mit einer Niederlage der Revolution. Marx hingegen sah in Napoleon III. den Erzfeind und hing mit Engels der Meinung an, dass eine Vernichtung des französischen Kaiserreichs auch das verhasste absolutistische Zarenreich in den Abgrund reißen und die von ihm favorisierten revolutionären Umstände schaffen würde. Lassalle hat anders als Marx und Engels erkannt, dass die These, Geschichte sei die Geschichte von Klassenkämpfen, dieselbe eben nur teilweise erklären kann. Im Grunde bestand schon damals die Differenz, dass für Marx (und seine ideologischen Nachfahren) von Rechtsaußen bis zum linksliberalen Bürgertum kein nennenswerter Unterschied bestand, während Lassalle durchaus zu differenzieren verstand und partiell den Kontakt zur bürgerlichen Linken suchte.[19]
[16] Lassalle, Brief an Marx und Engels vom 27. 5. 1859, in: Ferdinand Lassalle. Nachgelassene Briefe und Schriften, hrsg. von G. Mayer, Bd. 3, Berlin 1922, S. 212; MEGA, Abt. 3, Bd. 9, Berlin 2003, S. 467.
[17] Lassalle, Brief an Marx vom 14. 6. 1859, in: Ferdinand Lassalle. Nachgelassene Briefe und Schriften, hrsg. von G. Mayer, Bd. 3, S. 218; MEGA, Abt. 3, Bd. 9, S. 486.
[18] Brief an Marx und Engels vom 27. 5. 1859, S. 212 (wie FN 16).
[19] Zu Lassalles Theorie über den Krieg s. Wette, W., Kriegstheorien deutscher Sozialisten, Stuttgart u.a. 1971, S. 102 – 124.
Nach dem Rückschlag der bürgerlichen 48er Revolution kam es in Deutschland zunächst zu einer reaktionären Wiederherstellung des alten Systems. Zum Beispiel wurden die vorhandenen Ansätze eines Zusammenschlusses von Arbeitern wie der Kommunistische Bund und die sog. Arbeiterverbrüderung 1852 bzw. 1854 verboten. In den 50er Jahren kam es dann aber zu einer Renaissance der liberalen Ideen, in Preußen organisiert durch/in der Fortschrittspartei, die auf der einen Seite das Ziel der nationalen Einheit verfocht und auf der anderen Seite eine Entwicklung analog zu den west-europäischen parlamentarischen Demokratien verfolgte. Das Ideal dieser Form des Liberalismus war der freie, sich allein verantwortliche und der Mehrheit verpflichtete Mensch, allerdings auf der Basis der Erkenntnis, dass formale Rechtsgleichheit nichts ist ohne eine angemessene Beteiligung der unteren Schichten an den materiellen Gütern.
Preußens Politik entsprach diesen liberalen Ideen jedoch nicht. Die Heeresreform des Kriegsministers Roon zielte denn auch mehr nach innen als nach außen, u. a. indem sie die letzten freiheitlichen Reste der preußischen Heeresreform von 1810 beseitigte Zum Verfassungsbruch kam es schließlich 1862, als der König sich nach zweimaliger Ablehnung seiner Heeresvorlage über die Entscheidung des Parlamentes hinwegsetzte und den Vertreter des pommerschen Adels – Otto von Bismarck –als preußischen Ministerpräsidenten und Außenminister einsetzte. In dieser Situation suchte Lassalle nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem organisierten Liberalismus gegen das monarchische Prinzip des Staates – allerdings ohne Erfolg. Daraufhin änderte er sein Vorgehen mit Hilfe einer zweigleisigen Taktik: Zum einen wollte er mit den Vorträgen über das Verfassungswesen[20] mögliche bürgerliche Anhänger gewinnen, und auf der anderen Seite wandte er sich direkt in Berliner Bezirksvereinen an Arbeiterversammlungen.
Im Jahr 1862 kommt es zu einer folgenreichen Begegnung mit Leipziger Arbeitern auf Initiative des Fabrikanten Ludwig Loewe. Einige dieser Arbeiter – unter ihnen der junge Drechslermeister August Bebel – hatten den Arbeiterverein Vorwärts aus dem liberalen gewerblichen Bildungsverein Leipzig abgetrennt, woraus schließlich das Central-Comitee zur Berufung eines Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Congresses hervorging. Friedrich Wilhelm Fritzsche[21], Julius Vahlteich und Otto Dammer unterschrieben einen Aufruf an Lassalle mit der Aufforderung, die Führung der Arbeiterschaft zu übernehmen. In seiner vertraulichen Antwort verwies Lassalle auf sein Buch Das System der erworbenen Rechte und schloss mit den Worten: „Ich halte mich somit imstande, den Anforderungen des Platzes zu entsprechen, den Sie mir anbieten und erkläre mich daher im Allgemeinen bereit….die Führung der Arbeiterbewegung in die Hand zu nehmen.“ Hierauf folgt noch das sog. Offene Antwortschreiben in Form einer mitstenographierten Rede auf dem Arbeiterkongress vom 1. März 1863.[22]
In dieser Rede rechnet er noch einmal mit seinem liberalen Widersacher Hermann Schulze-Delitzsch[23] ab, dessen Gedanken zur Genossenschaft er jeglichen Nutzen für die Arbeiter abspricht (weil für die [kleinen] Gewerbetreibenden gedacht), und fordert die Gründung einer Partei mit dem Ziel der Erlangung eines allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts; mit dieser Forderung entspricht er dem Reichswahlgesetz des Frankfurter Parlaments vom 12. April 1849. In dieser Rede bezieht sich Lassalle auch auf die ihm vorliegende Einkommensschätzung des preußischen Finanzministers von 1862, wonach etwa 72 Prozent der durchschnittlich fünfköpfigen Familien über ein Jahreseinkommen von weniger als hundert Talern verfügen[24] und 0,5 Prozent der Familien über ein solches von mehr als tausend Talern[25]. Zum Vergleich sei angefügt, dass ein preußischer Betriebs-Inspector[26] 1862 über ein Jahreseinkommen von etwa 1.250 Talern verfügte. Lassalle ließ sein Offenes Antwortschreiben als quasi offizielles Manifest für eine Arbeiterpartei, in 12.000 Exemplaren nachgedruckt, gegen Zahlung eines Silbergroschens unter Arbeiter etc. bringen. In einem Punkt war dieses Manifest durchaus erfolgreich: Das Zentralkomitee zur Einberufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses in Leipzig 24. März 1863 erklärte mit großer Mehrheit seinen Entschluss, den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zu gründen. Gegründet wurde der ADAV dann am 23. Mai, wobei insgesamt elf Städte vertreten waren. Als erster Präsident des ADAV wurde Lassalle gewählt.
Die Gründung des ADAV ist in der historischen Betrachtung ein wichtiger Meilenstein. Spätestens auf dem Vereinigungs-Parteitag in Gotha am 22. Mai 1875 erfolgte der vorletzte Schritt zur Gründung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 1890 (nach Fall des Sozialistengesetzes). Bei Betrachtung der Schwierigkeiten, denen sich Lassalle gegenübersah, muss berücksichtigt werden, dass es zu Beginn der 60er Jahre in Preußen ca. 0,77 Millionen in der Industrie beschäftigte Arbeiter gab (verglichen mit 1,1 Mio. Handwerkern/3,43 Mio. in der Landwirtschaft Beschäftigten). Bis 1907 stieg die Zahl der Arbeiter auf 5,65 Millionen (entsprechend Preußen in den Grenzen 1866).
[20] Über Verfassungswesen, in: Ferd. Lassalles Reden und Schriften, hrsg. von E. Bernstein, Bd. 1, Berlin 1892, S. 463 - 498, sowie Was nun?, aaO. S. 499 – 535.
[21] Fritsche war Zigarrenmacher und kannte wahrscheinlich den 1846 in Bremen von Zigarrenmachern gegründeten Arbeiterbildungsverein Vorwärts.
[22] Offenes Antwortschreiben an das Zentralkomitee zur Berufung eines Allgemeinen Deutschen Arbeiterkongresses zu Leipzig, in: Ferd. Lassalles Reden und Schriften, hrsg. von E. Bernstein, Bd. 2, Berlin 1893, S. 393 – 455.
[23] Hermann Schulze-Delitzsch, Leipziger Burschenschafter, Begründer der Genossenschaft als unternehmerische Rechtsform, 1861 Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei, seit 1867 Abgeordneter im Reichstag des Norddeutschen Bundes, von 1871 bis 1883 Reichstagsmitglied des Deutschen Kaiserreichs.
[24] Entspricht einem Jahreseinkommen < 2.400 €.
[25] Entspricht einem Jahreseinkommen > 24.000 €.
[26] Im Sprachgebrauch des ausgehenden 19. Jahrhunderts handelt es sich um einen Angestellten mit Führungs-Verantwortung in der 3. Linie unterhalb der Direktions- und der Prokuristen-Ebene.
Lassalle hatte in seinen beiden letzten Jahren die junge Helene von Dönniges kennen und lieben gelernt, die allerdings mit ihrer Jugendliebe Janko von Racowitz verlobt war. Er reiste ihr in die Schweiz nach, wo Helene inzwischen ihre Eltern über ihre geplante Ehe mit Lassalle unterrichtet hatte, was im Hinblick auf seinen für potenzielle Brauteltern eher schillernden Ruf auf blankes Entsetzen stieß. Helene traf noch einmal mit ihm zusammen und suchte ihn zu gemeinsamer Flucht zu überreden. Lassalle stimmte jedoch nicht zu, sondern plante stattdessen, bei den Eltern mit einem formellen Antrag um Helene zu werben, und baute wohl auf die unwiderstehliche Kraft seiner Argumente. Der Vater aber schottete Helene komplett gegen Lassalle ab, so dass dieser den juristischen Weg mit der Begründung Sequestration verbunden mit möglicher Körperverletzung einschlug, was den Skandal letztlich öffentlich machte. Unter dem Druck ihres Vaters beendete Helene schließlich die Liaison mit Lassalle.[27]
Als Lassalle erfuhr, dass Helene inzwischen anderen Sinnes geworden war, sah er in offenbar blinder Wut nur den Weg der Rache. Er schrieb einen Brief, in dem er Vater, Tochter und Verlobten grob beleidigte. Wie erwartet, antwortete Dönniges (Corps Rhenania Bonn) mit der Duellforderung, die Lassalle annahm.[28] Dönniges ließ sich durch seinen gewünschten Schwiegersohn Racowitz (Corps Neoborussia Berlin) vertreten. Das Duell fand am 28. August 1864 in einem Wäldchen bei Carouge nahe Genf statt. Racowitz feuerte zuerst und verletzte seinen Gegner schwer. Drei Tage später verstarb Lassalle im Hospital von Carouge. Er wurde auf dem alten jüdischen Friedhof seiner Heimatstadt Breslau bestattet.
1858 stand Lassalle übrigens schon einmal in Berlin vor einem Duell, als ein Intendanturrat Genugtuung forderte, weil er sich durch Lassalles angeblich aufreizendes Selbstbewusstsein beleidigt fühlte. Lassalle lehnte ab, daraufhin überfiel der Intendanturrat im Tiergarten Lassalle und es kam zu einer Prügelei. Lassalle war zutiefst getroffen und überlegte mit Marx, ob er nicht seinerseits fordern sollte. Allerdings stimmten beide überein, dass das Duell für ein unsinniges Petrefakt[29] einer überwundenen Kulturstufe zu gelten habe und mit den Prinzipien einer demokratischen Partei nicht zu vereinbaren sei. Marx räumte allerdings in Ausnahmefällen durchaus die Berechtigung des Duellwesens mit dem Satz ein: „Indes bringt es die Einseitigkeit der bürgerlichen Gesellschaft mit sich, dass im Gegensatz zu derselben gewisse feudale Formen der Individualität ihr Recht behaupten.“[30]
[27] Na’aman, Lassalle, S. 763.
[28] AaO., S. 764.
[29] Lassalle, Brief an Marx vom 4. 6. 1858, in: Ferdinand Lassalle. Nachgelassene Briefe und Schriften, hrsg. von G. Mayer, Bd. 3 (FN 16), S. 128; sowie in: MEGA, Abt 3: Briefe, Bd. 9 (FN 16), S. 160.
[30] Marx, Brief an Lassalle vom 10. 6. 1858, in: Ferdinand Lassalle. Nachgelassene Briefe und Schriften, hrsg. von G. Mayer, Bd. 3 (FN 16), S. 130; sowie in: MEGA, Abt 3: Briefe, Bd. 9 (FN 16), S. 168.
In der Wahrnehmung der zeitgenössischen SPD gebührt Ferdinand Lassalle das Verdienst, die erste demokratische Massenorganisation des Vierten Standes in Deutschland initiiert zu haben, die dann letztendlich die Emanzipation der deutschen Gesellschaft ermöglicht hat. Zugleich hat er in seinem Kampf für die Freiheit des Individuums die sozialdemokratische Definition des Begriffs Freiheit mit dem ethischen Prinzip der Solidarität verknüpft (was die SPD heute noch von der Partei des aktuellen Liberalismus unterscheidet).
Aus heutiger Sicht modern ist auch sein Anspruch, nicht nur die materielle Versorgung der Arbeiter zu verbessern, sondern zugleich alles für die Weiterbildung und Verbesserung der Urteilsfähigkeit des Einzelnen zu unternehmen. Zukunftweisend ist sein Weg heraus aus Klassenegoismen in dem 1862 ausgesprochenen Satz über den „vierten Stand“: „Wenn die Revolution von 1789 die Revolution … des dritten Standes war, so ist es diesmal der vierte Stand, der 1789 noch in den Falten des dritten Standes verborgen war und mit ihm zusammenzufallen schien, welcher jetzt sein Prinzip zum herrschenden Prinzip der Gesellschaft erheben und alle ihre Einrichtungen mit demselben durchdringen will. […] Arbeiter sind wir alle, insofern wir nur eben den Willen haben, uns in irgendeiner Weise der menschlichen Gesellschaft nützlich zu machen. Dieser vierte Stand, in dessen Herzfalten daher kein Keim einer neuen Bevorrechtung mehr enthalten ist, ist eben deshalb gleichbedeutend mit dem ganzen Menschengeschlecht. Seine Sache ist daher in Wahrheit die Sache der gesamten Menschheit, seine Freiheit ist die Freiheit der Menschheit selbst, seine Herrschaft ist die Herrschaft aller.“[31]
„Der kühnen Bahn nun folgen wir, die uns geführt Lassalle.“
[31] Lassalle, F., Arbeiterprogramm. Über den besondern Zusammenhang der gegenwärtigen Geschichtsperiode mit der Idee des Arbeiterstandes, in: Ferd. Lassalles Reden und Schriften, hrsg. von E. Bernstein, Bd. 2, (FN 22), S. 9 – 50.
Bleich, Eduard: Der Erste Vereinigte Landtag in Berlin, T. 4. Reprint der Ausg. Berlin 1847, Vaduz 1977
Ferdinand Lassalles Tagebuch, hrsg. und mit einer Einl. vers. von Paul Lindau, Breslau 1891
Lassalle, Ferdinand: Nachgelassene Briefe und Schriften. Hrsg. von Gustav Mayer, Berlin 1921-25
Lassalle, Ferdinand: Reden und Schriften. Neue Gesamt-Ausgabe. Mit einer biographischen Einleitung hrsg. von Ed. Bernstein, Berlin 1892-93
Marx/Engels Gesamtausgabe (MEGA), Berlin 1975ff.
Marx/Engels Werke (MEW), Berlin 1956 ff.
Na’aman, Shlomo: Lassalle, Hannover 21971
Oncken, Hermann: Lassalle. Zwischen Marx und Bismarck, Stuttgart u. a. 1966
Proudhon, Pierre-Joseph: Was ist das Eigentum? Erste Denkschrift. Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft. Aus d. Franz. zum ersten Male vollst. übers. u. mit einem Vorw. von Alfons Fedor Cohn, Berlin 1896
Währungs-Umrechner: http://fredriks.de/HVV/kaufkraft.htm#BSP1
Wette, Wolfram: Kriegstheorien deutscher Sozialisten, Stuttgart u.a.1971
Wolff, Wilhelm: Gesammelte Schriften, hrsg. von Franz Mehring, Berlin 1909
Zusammengetragen und verfasst im August 2011
von Eberhard Fuchs, Berliner Burschenschaft Obotritia (aktiv WS 70/71), in der SPD seit 1969,
unter Mitarbeit von Manfred Blänkner (Hamburger und Göttinger Wingolf) und Dr. Axel Bernd Kunze.