Rolf Krumsiek (1934-2009)

Rolf Krumsiek

Geb. am 31. August 1934 in Obernkirchen, verst am 23. Oktober 2009 in Münster

Jurist und Politiker

Schwarzburgverbindung Teutoburg Münster und Burschenschaft Germania Göttingen,

beide im Schwarzburgbund

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Krumsiek„Ich habe ihn als einen Menschen von großer Integrität, Zielstrebigkeit und Besonnenheit kennen gelernt“, würdigte Peter Jung, Oberbürgermeister von Wuppertal, in einem Nachruf den ehemaligen nordrhein-westfälischen Politiker, der seine politische Karriere 1966 als Stadtrat in Göttingen begonnen hatte und später im Nachbarland Nordrhein-Westfalen fortsetzen sollte.


Akademische und berufliche Laufbahn

Rolf Krumsiek studierte Rechtswissenschaften in Münster und Göttingen. Während seines Studiums trat er zwei christlichen, nichtschlagenden Studentenverbindungen im Schwarzburgbund (SB) bei, der Schwarzburgverbindung Teutoburg zu Münster und der Burschenschaft Germania zu Göttingen, der ältesten christlichen, nichtschlagenden Burschenschaft in Deutschland. 1958 legte er sein Referendarexamen ab, 1962 sein Assessorexamen, beide mit Prädikat. Anschließend arbeitete er von 1962 bis 1964 in seiner Heimat, beim damaligen Landkreis Schaumburg-Lippe, war er doch auch an der Georg-August-Universität Göttingen mit einer Arbeit über „Das Bergrecht Schaumburg-Lippes und der Grafschaft Schaumburg“ zum Dr. jur. promoviert worden.

Von 1964 bis 1966 war Krumsiek als Justitiar für die Landeshauptstadt Hannover und als Geschäftsführer für den Niedersächsischen Städtetag tätig, eine Aufgabe, die von der Landeshauptstadt nebenamtlich wahrgenommen wurde und die dem jungen Verwaltungsjuristen als Karrieresprungbrett diente. In den Jahren von 1969 bis 1971 war der Sozialdemokrat schließlich – zuständig für das Finanzdezernat – Ständiger Stellvertreter des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Städtetages in Köln. 1971 wechselte der Jurist, bis dahin als Stadtrat in Göttingen tätig, ins Bergische Land und war – nachdem er sich gegen starke Mitbewerber durchsetzen konnte – zehn Jahre lang (bis zum 30. Juni 1980) als Oberstadtdirektor in Wuppertal tätig: eine Aufgabe, die er immer erstrebt hatte. Parallel engagierte er sich von 1974 bis 1980 als Vorsitzender der Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA); in diesem Amt trat er in etlichen Tarifverhandlungen als Gegenspieler des damaligen Chefs der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Heinz Kluncker, in Erscheinung.

 

Politische Laufbahn

Rolf Krumsiek trat 1962 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei. Ministerpräsident Johannes Rau holte den Wuppertaler Oberstadtdirektor schließlich in die Landespolitik, wo er drei Kabinetten angehörte: Dort war er als Chef der Staatskanzlei (1980 bis 1983), Minister für Wissenschaft und Forschung (1983 bis 1985), Justizminister (1985 bis 1995) und von September bis Dezember 1992 auch als kommissarischer Ressortchef für Arbeit, Gesundheit und Soziales tätig. Seine Berufung als Wissenschaftsminister war in den Medien zunächst alles andere als unumstritten gewesen, war er doch bisher nicht als Fachmann für Hochschulfragen in Erscheinung getreten.

Der Verwaltungsjurist gehörte vom 30. Mai 1985 bis 31. Mai 1995 dem Landtag Nordrhein-Westfalen an, und zwar als direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis 110 Minden-Lübbecke, der bisher traditionell dem christdemokratischen Kandidaten zufiel. Nach dem Ausscheiden aus der aktiven Politik war Krumsiek als Rechtsanwalt tätig

Rolf Krumsiek engagierte sich innerhalb der Sozialdemokratie als Gründungsmitglied der sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK), als beratendes Mitglied im nordrhein-westfälischen SPD-Fraktionsvorstand und im SPD-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen. Er trat 1963 der damaligen ÖTV bei und war Mitglied der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Im Deutschen Roten Kreuz (DRK) amtierte er ferner als Vizepräsident des Landesverbandes Westfalen-Lippe. Krumsieks Wirken wurde mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, später dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland und mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen gewürdigt.

1999 kehrte der ehemalige Staatsminister noch einmal an seinen früheren Wirkungsort zurück: Nach dem schweren Schwebebahnunglück von 1999, das fünf Menschenleben forderte und erhebliche politische Nachbeben verursachte, übernahm Rolf Krumsiek vorübergehend den Vorstandsposten der Wuppertaler Stadtwerke.

Rolf Krumsiek, als Sohn eines Ingenieuers in Obernkirchen in der Grafschaft Schaumburg geboren, wuchs gleichsam auf der Hütte seines Heimatortes auf. Seine Vorfahren arbeiteten in der Glasfabrik Schauenstein, wo Krumsiek als Student ebenfalls während der Semesterferien Geld hinzuverdiente. Nach vier Jahren Volksschule in Obernkirchen wechselte er auf das Gymnasium Adolfinum in Bückeburg, wo er schließlich die Abiturprüfung ablegte. Zeitlebens hielt er seiner Heimatstadt Obernkirchen die Treue, dort engagierte er sich beispielsweise als Gründungsmitglied des „Fördervereins Stift Obernkirchen“.

Weggefährten lobten immer wieder die volkstümliche Art des korporierten Genossen und seinen Hang, Anekdoten zu erzählen. So heißt es in einem Nachruf von Wilfried Bartels: „Ich freue mich, dass wir in den letzten Jahren einmal jährlich mit Rolf Krumsiek bei mir in unserer Gartenhütte ein Grützessen veranstaltet haben – wegen der begrenzten Platzkapazität mit wechselnden Teilnehmern, die alle Rolf von früher kannten. Bei diesen Treffen wurden immer wieder viele alte Geschichten aus Obernkirchen, vor allem ‚Dönecken‘ aus alter Zeit erzählt. Auch auf dem Gebiet war Rolf ein Meister.“

Rolf Krumsiek steht für die Volks- und „Kümmerer“-Partei SPD, der es unter Johannes Rau beispielhaft gelang, nicht abzuheben, sondern bodenständig zu bleiben. Der Verfasser lernte seinen Bundesbruder erst in späten Jahren kennen, als beide demselben Ortsverein Münster-Nienberge angehörten. Als er eines Abends zu einer Ortsvereinssitzung erschien, begannen einige Genossen sogleich damit, den bekannten Sozialdemokraten zu duzen. Rolf Krumsiek wehrte dies sofort ab.

Rolf Krumsiek starb nach schwerer Krankheit am 23. Oktober 2009; er hatte zuvor rund sechs Wochen auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Münster verbracht. Beigesetzt wurde er auf dem Münsteraner Zentralfriedhof.

 

Autor:
Axel Bernd Kunze, Leipziger Burschenschaft Alemannia zu Bamberg (CCB) und Burschenschaft Rheno-Germania zu Bonn (SB)

 

Weitere Informationen:

Biographie in der Onlinedatenbank des Landtags Nordrhein-Westfalen:

http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/Webmaster/GB_I/I.1/Abgeordnete/Ehem...

Nachruf von Wilfried Bartels im Rahmen der Trauerfeier:

http://www.obernkirchen-info.de/bergstadt/Nachruf_fuer_Rolf_Krumsiek.htm