Systemfeinden entgegentreten
Ein Kommentar des Bundesvorsitzenden Florian Boenigk zu aktuellen politischen Entwicklungen und der Rolle von Verbindungsstudentinnen und -studenten.
„Alle große politische Aktion besteht in dem Aussprechen dessen, was ist, und beginnt damit. Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist.”
„Denn nur auf dem Boden wirklicher Freiheit kann sich alles Große entwickeln.”
Ferdinand Lassalle (1825-1864)
Ein Kommentar des Bundesvorsitzenden Florian Boenigk zu aktuellen politischen Entwicklungen und der Rolle von Verbindungsstudentinnen und -studenten.
Warum eigentlich haben studentische Korporationen in der kritischen demokratischen Öffentlichkeit ganz allgemein den zweifelhaften Ruf, nicht nur elitär, sondern auch stark rechtslastig zu sein? Eine aktuelle Antwort darauf geben immer wieder jene Burschenschaften, die dem als rechtsextrem geltenden Verband der Deutschen Burschenschaft angehören: Ihre Mitglieder, die nach eigenem, blauäugigen Bekunden deutschstämmig und wehrhaft sein müssen, singen stolz – und wohl nicht viel anders als einst die braunen Horden des NS-Staates – „Deutschland, Deutschland über alles ...
Bleiben Studentenverbindungen ein Raum oder gar ein Rückzugsraum für Männer oder werden sich künftig mehr Männerbünde auch für Frauen öffnen? Diese Frage könnte existenziell für Verbindungen werden. Von einer immer breiteren Öffnung für alle Studierenden ist auszugehen – und das liegt nicht nur an sozialdemokratischen Forderungen.
Wurde früher im Verbindungswesen um den konfessionellen Standpunkt gerungen, ist es heute die Geschlechterfrage, die kontrovers diskutiert wird. Viele Begründungen kommen eher plump daher – nach dem Motto: In gemischten Beziehungen gibt es ständig nur Beziehungsstress … Politisch sind Männerbünde als Karrierenetzwerke und Seilschaften in Verruf geraten, die ihren Mitgliedern ungerechtfertigte Vorteile verschaffen. Solche Vorstellungen überschätzen nicht nur den heutigen Einfluss studentischer Korporationen, sie werden auch deren Selbstverständnis nicht gerecht.
Seit seiner Gründung 2006 wuchs der Lassalle-Kreis kontinuierlich zu einem bundesweiten Netzwerk von sozialdemokratischen Genossinnen und Genossen, die zugleich Mitglieder in Studentenverbindungen sind. Der Kreis ist an allen großen Hochschulorten vertreten. Er vereint deutschlandweit Sozialdemokratinnen und -demokraten aus allen politischen Flügeln der SPD, darunter viele Juso-Mitglieder. Alle Verbindungstypen und Dachverbände sind in ihm vertreten, was ihn zu einem einzigartigen Gebilde in der deutschen Korporationswelt macht.
Klischees bestimmen unser Denken. Voller Klischees und Vorurteile ist auch die Sicht der Gesellschaft auf das studentische Verbindungswesen. Fragt man einen Nichtakademiker, ob ihm der Begriff der Studentenverbindung etwas sage, wird er dies wohl bejahen. Gehört hat jeder davon. Fragt man dann, was eine Studentenverbindung nach seinen Vorstellungen ausmacht, dann wird er wohl erstens Alkohol, zweitens vielleicht Fechten und sodann das Kontakteknüpfen nennen. Es kommt hin und wieder auch vor, dass der Begriff „Verbindung“ im Sinne von Karrierenetzwerk verstanden wird - nach dem Motto „über gute Verbindungen verfügen“.