Friedrich Wilhelm von Basse

Friedrich Wilhelm von Basse

geb. am 21. März in Hagen, gest. am 17. Juli 1972 in Oberhausen
Oberbürgermeister in Weißenfels und Lutherstadt Wittenberg
Corps Vandalia Heidelberg

Ein Leben im Dienste der Gerechtigkeit und Demokratie

Friedrich Wilhelm von Basse war ein bedeutender deutscher Jurist, Politiker und Mitwisser des Widerstandes um das Attentat vom 20.Juli 1944. Er war Oberbürgermeister in Weißenfels und der Lutherstadt Wittenberg sowie Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt und Dozent an den Universitäten Leipzig und Halle. Basse entstammte einer traditionsreichen preußischen Adelsfamilie. Sein Vater, Paul von Basse, war Leutnant und Teilnehmer des deutsch-französischen Krieges von 1871, was dem jungen Friedrich ein Leben in einer disziplinierten und patriotischen Umgebung bescherte. Die Werte der Familie, geprägt durch Pflichtbewusstsein und Loyalität, sollten sein späteres Leben und seine Karriere maßgeblich beeinflussen.

Basse besuchte das Gymnasium Andreanum in Hildesheim, eine renommierte Bildungseinrichtung, die viele prominente Persönlichkeiten hervorgebracht hat. Dort entwickelte er nicht nur seine akademischen Fähigkeiten, sondern auch ein starkes Interesse an politischen und sozialen Fragen. Nach dem Abitur nahm Friedrich von Basse ein Studium der Rechtswissenschaften und der Nationalökonomie an den Universitäten Heidelberg, München und Göttingen auf. Die Wahl seiner Studienorte war nicht zufällig; die genannten Universitäten waren damals wichtige Zentren der deutschen Juristenausbildung und boten ein anregendes intellektuelles Umfeld. Zu Beginn seines Studiums wurde er Mitglied im Corps Vandalia Heidelberg. Diese Zeit war geprägt von intensiven politischen Debatten, da Deutschland in eine Phase tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen eintrat, die letztlich zum Ersten Weltkrieg führten.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Basse freiwillig zum Militärdienst und diente als Leutnant an der Front. Diese Erfahrungen prägten ihn tief und verstärkten seinen Wunsch, sich nach dem Krieg für den Aufbau einer friedlicheren und gerechteren Gesellschaft einzusetzen. Nach Kriegsende setzte er sein Studium fort und absolvierte 1920 das zweite Staatsexamen. Basse war ein leidenschaftlicher Befürworter des Parlamentarismus und der Rechtsstaatlichkeit. In einer Zeit, in der die junge Weimarer Republik von politischen Extremisten bedroht wurde, stand er fest auf dem Boden der demokratischen Verfassung. Er übte verschiedene Ämter im Regierungsdienst aus und wurde 1931 schließlich Vizepräsident des Regierungsbezirks Oppeln.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 änderte sich sein Leben dramatisch. Als überzeugter Demokrat war er den neuen Machthabern ein Dorn im Auge. Im August 1932 wurde er durch von Papen zwangsbeurlaubt und 1933 auf Grund des § 4 des Berufsbeamtengesetzes entlassen. Er war 1930 in die SPD eingetreten und damit für die neuen Machthaber nicht mehr tragbar. Der Bezirk Oberschlesien hatte ihn 1933 zum SPD-Parteitag delegiert, der aber auf Grund der neuen politischen Situation nicht mehr stattfand.  Während der Zeit des Nationalsozialismus hielt Basse sich politisch bedeckt, da offener Widerstand lebensgefährlich war. Dennoch unterstützte er über Julius Leber und Ernst von Harnack die Attentäter des 20. Juli 1944.  Weil man in den letzten Abend- und Nachtstunden des 20. Juli alle erreichbaren Dokumente des Staatsstreichversuchs verbrannt hatte, fand die Gestapo keine Unterlagen, die auf den Namen von Basses hinwiesen. Somit blieb er in Freiheit.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand Friedrich von Basse schnell wieder in das öffentliche Leben zurück. Bei der ersten Wahl in der Sowjetischen Besatzungszone wurde er 1946 als Mitglied der zur Einheitspartei SED gezwungenen SPD zum Abgeordneten im Landtag Sachsen-Anhalt. gewählt. Er wurde 1945 Oberbürgermeister in Weißenfels und von 1947 bis 1950 in der Lutherstadt Wittenberg. 1952 übernahm er an der Universität Leipzig eine Dozentur im Fach „Staat und Recht“ und wechselte 1953 gegen den Widerstand der „Kaderabteilung“ an die Universität Wittenberg. Basse zählte zeitweise zu den DDR-Oppositionellen, womit er seine grundlegende demokratische Haltung weiterhin pflegte. 1958 wurde er schließlich pensioniert.

Friedrich von Basse starb am 10. Januar 1972 in Bonn. Er hinterließ ein reiches Erbe als Verteidiger der Demokratie und als jemand, der sich stets für soziale Gerechtigkeit eingesetzt hat. Seine Lebensgeschichte ist ein Zeugnis für die schwierigen Zeiten, die Deutschland im 20. Jahrhundert durchlebte, und für die Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man sich unermüdlich für das Gemeinwohl einsetzt. Sein Wirken in Verwaltung und Politik, seine moralische Standfestigkeit und sein Engagement für die demokratischen Werte machen ihn zu einer bemerkenswerten Figur der deutschen Geschichte.

Friedrich von Basses Leben und Arbeit sind heute weniger bekannt, dennoch bleibt sein Einfluss spürbar. Er war ein Mann, der in turbulenten Zeiten unbeirrt an seinen Überzeugungen festhielt und durch seine Taten zeigte, dass Mut und Integrität auch in schwierigen Zeiten eine bessere Zukunft ermöglichen können. In Erinnerung bleibt er als ein Mann, der sein Leben dem Dienst am Gemeinwohl und der Förderung einer gerechten Gesellschaft widmete.

Verfasser: Rudolf Bede, VDSt Philadelphia zu Wien (VVDSt)